BUND FÜR SOZIALE VERTEIDIGUNG E.V. NEWSLETTER APRIL 2016 ---------------------------------------------------------------------------------- INHALT Neuigkeiten und Termine Berichte Ressourcen Spendenbarometer ---------------------------------------------------------------------------------- NEUIGKEITEN UND TERMINE DELEGATION DER WAR RESISTERS' INTERNATIONAL AUS DER SÜDOSTTÜRKEI ZURÜCKGEKEHRT Vom 25. bis 30. April ist eine Delegation der War Resisters' International in der Südosttürkei gewesen, um sich über die Lage vor Ort zu informieren und Möglichkeiten für Kooperation und Unterstützung örtlicher AktivistInnen zu eruieren. Die Situation in der Region, die durch das Wiederaufflammen der Kämpfe zwischen der türkischen Regierung und der PKK seit August 2015 geprägt ist, wird von der Politik und den westlichen Medien angesichts des Krieges in den Nachbarländern Syrien und Irak und der Flüchtlingskrise weitgehend ignoriert: "Europa hat uns im Stich gelassen", war ein Satz, den die Delegation oftmals zu hören bekam. In den letzten Monaten sind nach Zahlen türkischer Menschenrechtsorganisationen über 300 ZivilistInnen ums Leben gekommen und bis zu 400.000 Menschen vertrieben worden. 100.000 haben ihre Häuser verloren. Die siebenköpfige Delegation mit Mitgliedern aus der Türkei (Hülya Ucpinar und Coskun Üsterci), aus Schweden (Stellan Vinthagen), Österreich (Michaela Söllinger), Spanien (Andreas Speck) und Deutschland (Rudi Friedrich und WRI-Vorsitzende und Geschäftsführerin des BSV, Christine Schweitzer, fand eine Situation vor, bei der viele kurdische und türkische Nichtregierungsorganisationen sich bemühen, den Menschen zu helfen, während die Stimmung in der Bevölkerung aber von Hoffnungslosigkeit und Verbitterung geprägt ist. Während in einigen Orten die z.T. mehrmonatigen Ausgangssperren teilweise aufgehoben wurden, setzen sie sich in anderen Orten fort bzw. neue Kämpfe haben in weiteren Städten begonnen. Der Delegation wurde von zahlreichen Menschenrechtsverletzungen und Verletzungen des humanitären Völkerrechts berichtet, die letztlich von beiden Seiten in dem Konflikt begangen wurden, auch wenn der Konflikt stark asymmetrisch ist. Die WRI glaubt, dass ein echter Friedensprozess benötigt wird, in dem PKK und Regierung miteinander ohne Vorbedingungen verhandeln und der durch vertrauensbildende Maßnahmen begleitet wird. Eine Pressemitteilung zu dem Besuch, der erste Erkenntnisse und Eindrücke zusammenfasst, wird am 2.5. erscheinen und auch über diesen Newsletter-Verteiler versandt werden; der Bericht der Delegation folgt in ungefähr einem Monat. Ein paar Fotos von der Reise haben wir auf unsere Website gestellt: http://www.soziale-verteidigung.de/news/meldungen/wri-delegation-aus-der-suedosttuerkei-zurueck/ Neun deutsche Friedensorganisationen, darunter der Bund für Soziale Verteidigung, wenden sich angesichts des erneuten Krieges im Südosten der Türkei an die Bundesregierung. Wir haben eine Petition gestartet, die unter https://weact.campact.de/p/UrgentCallTurkey unterzeichnet werden kann. Bis heute hat die Petition über 5.500 Unterschriften erhalten. Bitte helft uns, dass es mindestens 6000 werden! Und auch an die EU richtet sich eine gleichlautende Petition. Sie gibt es auf: https://you.wemove.eu/campaigns/stop-violence-in-turkey IDOMENI Die BSV Praktikantin Julia Hermes machte sich vor gut zwei Wochen mit ihrer Schwester auf den Weg nach Idomeni. Sie besuchte dort verschiedene Organisationen wie InterVolve - International Volunteers Crew Eidomeni, halfen mit, wo sie konnten und versuchten, durch Gespräche und Besichtigungen ein umfassendes Bild von der Lage dort zu erhalten. Die Eindrücke und Erfahrungen, die sie dort sammelte, teilte Julia mit uns über unsere Facebook-Seite (https://www.facebook.com/BSV.Frieden). Ein ausführlicher Bericht wird demnächst hier erscheinen. Außerdem besteht das Angebot an Schulen, sie für eine Unterrichtsstunde einzuladen. Sie wäre bereit, entweder in der Woche vom 09.05. bis zum 13.05 oder zwischen Anfang Juni und den Sommerferien 1-2 Schulstunden an Schulen zu gestalten, von der Lage in Idomeni zu berichten und Fragen der SchülerInnen zu beantworten. Ein Beamer wäre vor Ort gut, um die mitgebrachten Fotos von der Reise zu zeigen. ---------------------------------------------------------------------------------- BERICHTE BERICHT VOM STUDIENTAG DES INSTITUTS FÜR FRIEDENSARBEIT UND GEWALTFREIE KONFLIKTAUSTRAGUNG Am Samstag, dem 9. April 2016, hat der Frühjahrs-Studientag des Instituts für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktbearbeitung stattgefunden. Er wurde in Kooperation mit dem Friedenskreis Halle organisiert und fand in Halle statt. Einen Bericht über den Tag, der unter dem Thema stand "Konzepte für Friedensarbeit heute. Von Erfahrungen der DDR-Zeit und danach lernen", gibt es hier: http://www.soziale-verteidigung.de/fileadmin/dokumente/bsv/Studientag_Halle_April_2016.pdf BERICHT JAHRESTAGUNG DER PLATTFORM ZIVILE KONFLIKTBEARBEITUNG Vom 15. bis 17. April traf sich die Plattform Zivile Konfliktbearbeitung, in der der BSV Mitglied ist, zur Jahrestagung in der Evangelischen Akademie Loccum. Unter dem Titel "Im staatlichen Auftrag oder in politischer Selbstständigkeit? Zivilgesellschaftliche Akteure bei der Konfliktbearbeitung im In- und Ausland" diskutierten rund 60 Interessierte die Rollen von Nichtregierungsorganisationen und Staat im Bereich der Friedensförderung. Unter anderem referierte der ehemalige BSV-Geschäftsführer Björn Kunter über seine Erfahrungen mit dem Projekt "ORGANIZE - CitizenPower in Ukraine". Er wurde außerdem von der Mitgliederversammlung in den neuen SprecherInnenrat der Plattform gewählt. Ein Schwerpunktthema der Tagung war der Entwicklungsprozess "Leitbild Krisenprävention" im Auswärtigen Amt, der im Sommer 2016 starten soll und an dessen Ende ein Nachfolgedokument für den Aktionsplan Zivile Krisenprävention aus dem Jahr 2004 stehen wird. Weitere Informationen zur Tagung: http://www.konfliktbearbeitung.net/veranstaltungen/staatlichen-auftrag-politischer-selbststaendigkeit-zivilgesellschaftliche-akteure. ZIVILES PEACEKEEPING IN KARLSRUHE Aus Anlass des dritten Todestages von Uli Thiel veranstaltete die Karlsruher Friedensbewegung und der DFG-VK Landesverband Ba-Wü am 16.04. eine Fachtagung mit kurzem, aber bewegendem Teil des Gedenkens an Uli (Erfinder des Slogans "Frieden schaffen ohne Waffen") und Workshops zu den Themen "Friedensethischer Prozess der Badischen Landeskirche (mit Theo Ziegler), Schulfrei für die Bundeswehr (mit dem derzeitigen Bundesgeschäftsführer der DFG-VK, Michael Schulze von Glaßer) und Zivilem Peacekeeping. Zu letzterem wurde Outi Arajärvi (Vorstand Nonviolent Peaceforce und BSV) eingeladen. Während und nach Outis' Vortrag zu dem Konzept des ZPK und der praktischen Arbeit am Beispiel der Nonviolent Peaceforce wurde wieder einmal deutlich, dass auch innerhalb der Friedensbewegung recht wenig darüber bekannt ist. In der Diskussion ging es vor allem um die Sicherheit der Friedensfachkräfte und die Frage, wie der Schutz vor Gewalt ohne Anwendung oder Drohen mit Gewalt funktioniert. Nachdem manche Denkanstöße vermittelt wurden, konnten bei der der Frage, wie der Ansatz praktisch gefördert werden könne, die beiden BSV-Ausstellungen "WOW - Wirksam ohne Waffen" und die zur "Nonviolent Peaceforce" angeboten werden (zwei FriedensaktivistInnen aus Karlsruhe und Kelten erklärten ihr Interesse). Darüber hinaus wurde auch eine mögliche Anwendung mancher Tools der ZKP bei der Flüchtlingsarbeit in Deutschland angeregt. ALTERNATIVER UMGANG MIT TERROR UND IS: VORTRAG IN HEIDELBERG Christine Schweitzer referierte am 20. April in der VHS Heidelberg über "Terror und Islamischer Staat - Aus der Spirale der Gewalt aussteigen - zivil und gewaltfrei?". Eingeladen wurde sie von dem Zusammenschluss der Heidelberger Friedensgruppen und dem BSV. Mit 60 Anwesenden, darunter neben vielen bekannten FriedensaktivistInnen auch einige Studierende, war die Veranstaltung gut besucht. Christine Schweitzer stellte zunächst die Frage nach der Definition von Terror, berichtete dann über die Geschichte des IS und arbeitete anhand der Machttheorie von Gene Sharp systematisch ab, auf welchen Wegen die verschiedenen Aspekte, die zur Aufrechterhaltung von Macht auch für den IS nötig sind, ausgehebelt werden können bzw. teilweise auch bereits ausgehebelt werden. Selbst wenn nicht alle DiskutantInnen von den gewaltfreien Mitteln überzeugt waren, so gingen doch alle mit neuen Erkenntnissen nach Hause. ---------------------------------------------------------------------------------- RESSOURCEN ZIVILES PEACEKEEPING: NEUES BUCH ERSCHIENEN "Wielding Nonviolence in the Midst of Violence: Case Studies of Good Practices in Unarmed Civilian Protection" ist der Titel des englischsprachigen Buches, das von der amerikanischen Expertin Ellen Furnari in Zusammenarbeit mit dem Institut für Friedensarbeit und gewaltfreie Konfliktaustragung herausgegeben wurde. Es ist jetzt gerade erschienen. Die AutorInnen des Buches haben sich mit Fallbeispielen aus vier Ländern beschäftigt: Kolumbien, Palästina-Israel, Philippinen und Südsudan. Sie beschreiben die Arbeit verschiedener Organisationen, die sich um den Schutz von AktivistInnen und Zivilbevölkerung bemühen und ziehen Schlussfolgerungen darüber, wie und wann Ziviles Peacekeeping funktioniert. Ellen Furnari (ed), Wielding Nonviolence in the Midst of Violence: Case Studies of Good Practices in Unarmed Civilian Protection, BoD Norderstedt, ISBN 978-3-8370-9651-4, 332 S. Das eBook kann noch bis Ende Mai im Buchhandel zu einem Vorzugspreis von 1,99 erworben werden; die Druckversion kostet rund 30 Euro. ---------------------------------------------------------------------------------- SPENDENBAROMETER Friedensarbeit kostet Geld. Wir brauchen in diesem Jahr 86.000 Euro, um unsere Arbeit nicht einschränken zu müssen. Bis Ende März 2016 haben wir Spenden i.H. von 19.900 Euro erhalten. Das entspricht ca. 23 %. ----------------------------------------------------------------------------------